Drei Dimensionen im E-Commerce

Drei Dimensionen im E-Commerce

Sensorische Eindrücke wie beim Einkaufen in realer Umgebung lassen sich virtuell kaum bis gar nicht reproduzieren. Das „Einkaufserlebnis“ bleibt online weit hinter der Realität zurück, während andere Vorteile wie Verfügbarkeit und Bequemlichkeit im E-Commerce überwiegen. Auf die Gestaltung eines immersiven Erlebens der Produkte und des Kaufens – Immersive Commerce – richten sich daher viele Entwicklungen, die für die nächsten Jahre als Online-Trend identifiziert werden. Sinneswahrnehmungen wie Riechen, Schmecken oder Tasten können dabei in absehbarer Zukunft keine konkrete Rolle spielen. Dreidimensionale digitale Räume und dreidimensionale Produktvisualisierungen sind hingegen längst Bestandteil der Online-Welt und werden weiterentwickelt. Dazu trägt bei, dass Produktionsprozesse oft bereits über CAD/CNC digitalisiert werden und damit zunehmend die Daten für dreidimensionale Abbildungen von Handelswaren verfügbar sind. Etliche Hersteller veröffentlichen 3D-Daten ihres Sortiments und füllen damit ganze 3D-Bibliotheken im Netz.

Fotorealistische 3D-Renderings

Fotorealistische 3D-Renderings für Bilder und Videos

3D-Produktvisualisierung: Bilder, 360° und Videos

Qualitativ hochwertige Renderings sind von Fotos nicht mehr unterscheidbar. Zusätzlich sind Renderings flexibler, nicht zeit-, raum- oder ortsgebunden an „Fototermine“, sie sind unabhängig von real gefertigten Produkten oder Prototypen, im Ergebnis kontrolliert und wiederholbar. Je nach Motiv, Verwendung und Aufwand sind Renderings dadurch auch oft günstiger als reale Fotos. Die Produktvisualisierung über 3D/CGI ermöglicht die Erstellung von 360°-Ansichten und gerenderten Animationen. Solche kurzen Videos – „Shorts“ – finden sich immer häufiger statt statischer Bilder auf Internetseiten und vor allem in Sozialen Netzwerken, auf Streaming-Plattformen wie Twitch, oder auch als Video-Assets in den Google Ads für YouTube.

Tylko, 3D Produktkonfigurator

Tylko, 3D-Produktkonfigurator für Möbel

3D-Konfiguratoren und Augmented Reality in Online-Shops

In Online-Shops lassen sich Produkte durch Renderings bereits vor der Serienfertigung und in unzähligen Variationen präsentieren. Dadurch wird es möglich, Produkte online zu personalisieren, zu konfigurieren – und dies in Echtzeit darzustellen. Die Artikel kann der Kunde dann bestenfalls von verschiedenen Seiten frei betrachten und über die AR-Optionen von Smartphone oder VR-Brille in den Kontext seiner Umgebung einblenden (MR, Mixed Reality).
Was wie eine Ideallösung gerade für Möblierung und Einrichtung im Allgemeinen klingt, wird auch in anderen Segmenten, wie zum Beispiel der virtuellen Anprobe von Kleidung (Virtual Dressing, Zalando) oder Brillen (Mr. Spex), aktiv vorangetrieben.

Ikea Kreativ, 3D-Einrichtungsplaner

Ikea Kreativ, 3D-Einrichtungsplaner mit Produktbibliothek

3D-Einrichtungsplaner und -berater

Einrichtungsplaner begegnen uns vor allem als Küchenplaner oder Badplaner. Das Feld der Einzellösungen für Haus- oder Wohnungsgrundriss-Planer ist unübersichtlich und basiert oft noch auf lokal installierter Software statt Apps mit kundenfokussierter, einfacher Bedienung. Häufig sind es Insellösungen für entweder generische Möblierung oder sie sind begrenzt auf einzelne Hersteller. Namhafte Marken wiederum sind deutlich zurückhaltender bei der Verbreitung ihrer Produktdaten in offene Systeme.

Interessant ist die Entwicklung AI-generierter Einrichtungsvorschläge auf Basis von Fotos der Räume und Auswahl von Einrichtungsstilen (bspw. „AI Room Planner“, „Room AI“, „RoomsGPT“, u. ä.). Die AI (Artificial Intelligence = KI, Künstliche Intelligenz) erkennt anhand der Fotos die räumliche Struktur und erzeugt für den gewünschten Stil verschiedene Farb- und Möblierungsvarianten. Die Ergebnisse funktionieren bisher eher als „Inspiration“ denn als Einrichtungsplanung, aus der der Kauf konkreter Möbel resultiert. Sie zeigen aber das Interesse an dieser schnellen, virtuellen Umgestaltung der eigenen Räume und die Faszination, die von diesem spielerischen Prozess ausgeht.

Google Products, 3D Integration

3D-Daten für Produkte in den Google Suchergebnissen mit AR-Option (aktuell nur USA)

3D im E-Commerce intensiviert das Einkaufserlebnis

Einerseits ist 3D im E-Commerce längst da und keine Zukunftsvision. Digital erstellte Fotos und Videos von Produkten sind online eher schon der Standard als die Ausnahme. Gerade aber die interaktiven Optionen, Social Network AR und nicht zuletzt AI-gestützte Nutzung von räumlichen Daten bieten andererseits noch viel „Raum“ für Phantasie und technische Entwicklung. Dass Google in 2022 und Anfang 2024 die Aufwertung von Produkt-Suchergebnissen mit „3D display“ angekündigt hat, ist ein guter Indikator dafür, dass 3D mittelfristig zum Repertoire im Retail gehören wird. Für die Suche nach bestimmten Tierarten und einigen wissenschaftlichen Begriffen können bei Google beispielhafte 3D-Ergebnisse abgerufen werden – Anleitung hier: https://support.google.com/websearch/answer/9817187.